Werk

 

Gliederung:

Vorbemerkung zur Textgrundlage

Einleitung

Grundzüge

Formale Aspekte

Thematisches

Die großen Werke

Drama

Prosa

Choraldichtung

Lyrik: Werbener Periode

Lyrik: amerikanische Periode

Vorbemerkung zur Textgrundlage

Kosyks Werk ist, ungeachtet zahlreicher Veröffentlichungen einzelner Texte, im allgemeinen schlecht überliefert. Dies hängt zum einen zusammen mit Kosyks Biographie, zum anderen mit den Besonderheiten des (nieder)sorbischen Literaturbetriebs und schließlich mit den vorliegenden Textausgaben.

Da Kosyk ab 1883 mit einer kurzen Unterbrechung außerhalb des niedersorbisch/wendischen Sprachgebiets lebte, konnte er die Veröffentlichungen seiner Texte aus der Distanz kaum wesentlich beeinflussen. Dazu kam zunehmend das Gefühl einer gewissen sprachlichen Unsicherheit. Schon in den neunziger Jahren fordert er B. Šwjela auf, seine Texte zu korrigieren. In noch stärkerem Maße gilt dies für das, was nach dem ersten Weltkrieg entstand. Und schließlich ist der schriftliche Nachlaß des Dichters, der recht umfangreich gewesen sein dürfte, bis heute verschollen.

Da der Markt für sorbische Literatur sehr klein war, gab es kaum selbständige Veröffentlichungen, zumal bei Gedichtstexten. Sie erscheinen meist in den wenigen sorbischen Periodika. Für Kosyk sind dies insbesondere die Łužica, eine kulturelle Monatsschrift, und der Časopis Maćicy Serbskeje, die wissenschaftliche und literarische Zeitschrift der Maćica Serbska; außerdem veröffentlichte er häufig im Bramborski serbski casnik (später Bramborske nowiny [mit Kosyk als Mit-Redakteur], Bramborski casnik, Serbski casnik und Nowy serbski casnik). Bei den ersten beiden (gesamtsorbischen) Publikationsorganen war es üblich, daß die Redakteure (A. Muka und M. Hórnik) z.T. schwerwiegende Eingriffe in die Texte vornahmen, um sie zu verbessern. Die Verbesserungen betrafen häufig die Sprache (insbesondere Ausmerzung von Germanismen und Korrektur falscher sprachlicher Formen), daneben aber auch Poetisches (v.a. Verbesserung von Reimen). Diese Art von Eingriffen durch Redakteure gibt es auch bei späteren Publikationen (bis in die Gegenwart!).

An größeren Textausgaben liegt bis jetzt nur die von B. Šwjela besorgte Ausgabe aus den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts vor, die in der Reihe Knihownja dom a swět (betreut von Vladimír Zmeškal) erschien. Sie war ursprünglich auf mindestens fünf Bände angelegt (vgl. Kosyk 1929: VIII), aber es wurden nur drei veröffentlicht (Zgromaźone spisy Mato Kosyka II, III und IV), die einen Teil der historischen Trilogie (Pśerada markgroby Gera abo Pad 30 serbskich głownikow, Kosyk 1924) sowie zwei Bände Poesie umfaßten (Kosyk 1929 und 1930). Šwjela stützte sich bei seiner Edition aber nur auf gedruckte Vorlagen, obwohl ihn Kosyk auf die Existenz handschriftlicher Texte verwies und diese in der Bibliothek der Maćica Serbska zu jener Zeit zugänglich gewesen wären. Ähnlich verfuhren die Auswahl-Ausgaben aus der DDR-Zeit (Kosyk 1955, 1956, 1983), soweit sie nicht bisher unbekannte Texte veröffentlichten (aber auch bei diesen gab es puristische Eingriffe, sh. oben). Selbst die von Mětšk geplante Edition (vgl. seine zahlreichen Aufsätze zu diesem Thema und insbesondere Mětšk 1986) ging nur von den gedruckten Fassungen aus.

Ein weiteres Problem der bisherigen Ausgaben ist, daß sie unvollständig sind. So sind von den handschriftlichen Texten, die Kosyk den Redakteuren sorbischer Zeitschriften zur Verfügung stellte, lange nicht alle veröffentlicht worden. Grundsätzlich vernachlässigt wurden übersetzte Texte, obwohl sie einen wesentlichen Bestandteil des Kosykschen Werkes darstellen und von ihm besonders geschätzt wurden (vgl. das Gedicht Basnjenja marnosć a trajnosć).

Aufgrund der oben genannten Besonderheiten der gedruckten Kosyk-Texte ist es wichtig, auf möglichst authentische Textformen zurückzugreifen. Dies sind vor allem die handschriftlich überlieferten Texte, daneben aber auch gedruckte, bei denen man aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte wenig redaktionelle Eingriffe vermuten kann.

Gute Textgrundlagen in diesem Sinne gibt es für den größeren Teil der Texte, insbesondere die vor 1883 entstandenen. Für diese Zeit liegen drei eigenhändig geschriebene Hefte mit Gedichten (sowie einem Dramentext und einem Teil der historischen Trilogie) vor, die vom Dichter selbst zusammengestellt wurden und somit einen authentischen Text bieten (Faksimile-Ausgabe Kosyk 1993, 1994). Dazu kommen einige weitere Manuskripte (ein Dramentext [Faksimile-Ausgabe Kosyk 1994a] und ein Teil der historischen Trilogie, Branibora pad) sowie die Erstausgabe der Serbska swaźba w Błotach [Die sorbisch/wendische Hochzeit im Spreewald], die vom Dichter selbst finanziert worden war und deshalb kaum redaktionelle Eingriffe aufweisen dürfte (Kosyk 1880). Die in den Bramborske nowiny erschienenen Gedichte und Prosatexte dürften kaum verändert worden sein, da Kosyk Mit-Redakteur der Zeitung war. Auch für die Zeit der Emigration liegen zahlreiche Texte in Autographen vor.

Gegenwärtig erscheint die historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke Mato Kosyks, die, wo immer möglich, auf die Originaltexte des Dichters zurückgreift. Bisher sind zwei Bände veröffentlicht (Kosyk 2000, 2001). Sie enthalten Texte der Werbener Zeit (Gedichte, Serbska swaźba w Błotach, die historische Trilogie, die beiden Dramentexte). In Vorbereitung ist der dritte Band (in zwei Halbbänden), welcher die restlichen Texte der Werbener Zeit vereinigt (Gedichte, die Choralpoesie, Prosa). Der erste Halbband soll zum 150. Geburtstag des Dichters vorliegen.

Im folgenden wird für die Texte  der Werbener Zeit (und auch für die Titel) die historisch-kritische Gesamtausgabe zugrunde gelegt (für Kosyk 2000 gilt die Bezeichnung SMK 1, für Kosyk 2001 SMK 2); für die darin (noch) nicht veröffentlichten Texte sind die Quellen nachgewiesen.

Ein besonderes Problem stellen Übersetzungen dar. Nur ein geringer Teil von Kosyks Texten ist übersetzt. Im wesentlichen sind es Übersetzungen ins Deutsche und in slavische Sprachen. Meist sind es nur kürzere Gedichte. Insofern ist es kaum möglich, ohne Kenntnisse des Niedersorbisch/Wendischen eine Vorstellung von Kosyks Schaffen zu gewinnen. Der folgende Überblick kann hier auch nur beschränkt Abhilfe leisten.

 

Einleitung

Kosyks Werk ist, obwohl er nur bis zum 30. Lebensjahr unmittelbar mit der niedersorbisch/wendischen Literatur verbunden war, recht umfangreich. Es läßt sich, bedingt durch die Besonderheiten seiner Biographie, in mehrere chronologisch bzw. räumlich von einander getrennte Phasen aufteilen:

Werbener Phase                      1877-1883

1. amerikanische Phase            1883-1886

2. amerikanische Phase            1892-1898

3. amerikanische Phase            1923-1937.

Jede dieser Phasen hat ihre Besonderheiten, und so läßt sich das Werk Kosyks gleichsam horizontal gliedern.

Daneben zeichnet sich Kosyks Werk aber durch Gemeinsamkeiten aus, die nicht auf einzelne Phasen beschränkt sind. Dies ist insbesondere auf der thematischen und formalen Ebene der Fall. Dadurch entsteht eine zweite, vertikale Gliederung.

Im folgenden soll zunächst diese vertikale Gliederung behandelt werden, und zwar allgemein im Abschnitt Grundzüge, anschließend gesondert formale Aspekte und Thematisches. Die Behandlung einzelner Werke bringt dann die chronologische Perspektive mit hinein, da die großen Werke, Drama und Prosa fast alle der Werbener Phase zuzurechnen sind, ebenso die Choraldichtung als Beispiel für Kosyks übersetzerisches Schaffen. Bei der Betrachtung der Lyrik kommt dagegen das thematische und formale Prinzip stärker zum Tragen.

 

Grundzüge

Die offensichtlichste Gemeinsamkeit des Kosykschen Werks ist die Sprache, in der es abgefaßt ist. Obwohl Kosyk zweisprachig war (niedersorbisch/wendisch und deutsch) und außerdem später noch das Englische als dritte Sprache dazukam, ist sein gesamtes erhaltenes dichterisches Werk ausschließlich niedersorbisch/wendisch geschrieben. Das von ihm verwendete Niedersorbisch/Wendische hat außerdem eine ganz spezifische Ausprägung. Es speist sich hauptsächlich aus zwei Quellen: zum einen der dörflichen Umgangssprache (Werbener Dialekt) des 19. Jahrhunderts, zum andern der Sprache des religiösen Schrifttums. Insgesamt ist Kosyks Sprache eher archaisierend. Er suchte zum einen bewußt alte sprachliche Formen, die nur noch von der älteren Generation verwendet wurden. Zum andern war die Sprache des religiösen Schrifttums, insbesondere diejenige der Bibel und damit seine zweite Quelle, wie in vielen anderen Sprachen eher altertümlich. Und schließlich hatte Kosyk nach seinem dreißigsten Lebensjahr nicht mehr an der Entwicklung der Sprache teil, da er isoliert außerhalb des Sprachgebiets lebte. (Gerade in dieser Zeit machte die Sprache der niedersorbisch/wendischen Literatur große Veränderungen durch, insbesondere aufgrund des obersorbischen Einflusses.) Über mehr als fünfzig Jahre bewahrte Kosyk so seine Sprachform und schrieb in ihr.

Eine weitere Besonderheit, die den größten Teil seines Werks charakterisiert, ist die gebundene Sprache. Kosyk schreibt nur ausnahmsweise (vor allem in der Publizistik) Prosa. Sonst gibt es bei ihm nur gereimte und/oder metrisch gebundene Texte. Dies gilt auch für die epischen und dramatischen Stoffe.

Auch die literarische Tradition, in der Kosyk bewußt oder unbewußt steht, bildet eine Konstante in seinem Werk. Sein Bezugspunkt ist die klassische Tradition; daneben findet sich auch eine romantische Linie. Erstere drückt sich vor allem in formaler Hinsicht aus, insbesondere in den gewählten Versmaßen und in bestimmten Strophen- bzw. Gedichtformen. Letztere schlägt sich ebenfalls formal nieder (insbesondere bei den Gedichten im Volkston), daneben aber vor allem thematisch. Bezugsliteratur ist vor allem die deutsche (besonders deutlich sind Schiller und Goethe als Vorbilder): slavische Beziehungen sind wesentlich schwächer. Insbesondere überrascht das weitgehende Fehlen eines obersorbischen Einflusses.

Ein letztes wichtiges Charakteristikum ist die Bedeutung der Übersetzung für Kosyks Werk. Kosyk hat sehr viel übersetzt, und zwar wiederum fast ausschließlich aus dem Deutschen.

 

Formale Aspekte

Kosyks Werk verwendet, wie erwähnt, fast ausschließlich gebundene Sprache. Dabei beschränkt sich Kosyk nicht auf einige wenige Verfahren, sondern scheint formal außerordentlich experimentierfreudig zu sein. Insbesondere fällt auf, daß er mit klassischen (metrischen) Formen ebenso vertraut ist wie mit einfacheren, traditionellen Reim- und Gedichtformen, wie sie etwa in der Volksdichtung begegnen, aber auch mit moderneren Formen.

 Unter den metrischen Formen zeigt er eine Vorliebe für den Hexameter. Sein Erstling, Serbska swaźba w Błotach [Die sorbisch/wendische Hochzeit im Spreewald], besteht aus fast 2000 Hexametern. Aus der Werbener Zeit stammen auch drei längere Texte religiösen Inhalts, die distichisch sind (Hexameter und Pentameter): Ten kśicowany [Der Gekreuzigte], Źo jo Bog? [Wo ist Gott?] und Helestupjenje Jezusa Kristusa [Die Höllenfahrt Jesu Christi] (erscheinen in SMK 3,1: gegenwärtig zugänglich als Faksimile in Kosyk 1993: 44-54). Auch später verwendet er den Hexameter, bevorzugt in Widmungsgedichten.

Klassischer Tradition verpflichtet ist auch die historische Trilogie, deren einzelne Teile aus 100 Stanzen (ottava rima) und 69 bzw. 23 Sestinen bestehen (auch der Prolog besteht aus Sestinen). Des weiteren finden sich bei Kosyk auch einige Sonette: in seinem ersten Gedichtsheft stehen vier Sonette unter dem Obertitel Wěnjaški [Kränze] (Kosyk 1993: 121-125). Es handelt sich aber nicht um einen Teil eines richtigen Sonettkranzes.

Die einfacheren Formen überwiegen allerdings. Besonders gerne benutzt Kosyk vierzeilige Strophen mit zwei Reimpaaren und eher kurzen Zeilen (meist drei- oder vier-, z.T. auch nur zweihebig).

Die Reime entsprechen bei Kosyk oft nicht den kanonischen Anforderung: es sind nicht reine Reime, sondern eher Assonanzen. (Kosyk wählte diese Form bewußt und verteidigte sie auch; oft wurden seine Gedichte aber durch Redakteure verbessert.)

 

Thematisches

Auch im thematischen Bereich findet sich in Kosyks Werk eine Kontinuität, welche Schaffenspausen überbrückt. Der größte Teil seines Schaffens läßt sich einigen wenigen großen Themenbereichen zuordnen.

Zentral ist für Kosyk der christliche Glauben. Er ist in vielen Texten ausdrücklich thematisiert, ist aber auch in fast allen anderen Texten zumindest im Hintergrund präsent, gleichsam als Meta-Thema. Die Bedeutung des Themas nimmt im Laufe der Zeit zu, so daß sein Übergewicht in der dritten amerikanischen Phase noch deutlicher wird.

Eng verbunden mit der Glaubensthematik ist auch die Natur, die durchweg als göttliche Schöpfung begriffen wird. Sie ist damit nur sichtbarer Ausdruck des Walten Gottes. In der Werbener Zeit ist die Natur meist als dem Menschen freundlich gesinnt dargestellt. In Gedichten aus der amerikanischen Zeit kommt dagegen durchaus auch die Gewalt und die Gefährlichkeit der Natur zum Ausdruck.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt ist die Heimat und der mit ihr verbundene Gegenpol, die Fremde. Heimat ist für Kosyk immer der Spreewald, und zwar insbesondere der sorbische Spreewald, Błota. In ihm spiegeln sich auch die anderen Themenbereiche: der christliche Glaube, wie er dort gelebt wird, die Natur in ihrer spezifischen Ausprägung, von den noch zu nennenden Bereichen das Sorbische/Slavische und die Geschichte. (In einigen Texten wird die Heimat weiter gesehen und kann auch Brandenburg bzw. Preußen oder sogar ganz Deutschland umfassen.) Den Gegenpol, die Fremde, sieht Kosyk meist in der Neuen Welt (nur in Texten der Werbener Zeit meint er damit die Welt außerhalb des Spreewalds allgemein). Auch bei der Behandlung des Fremden ist die Heimat allgegenwärtig, und überall sucht der Dichter die Verbindung zur Heimat bzw. Parallelen zu ihr. (Besonders deutlich wird das beim Vergleich der Indianer mit den Sorben.)

Das Sorbische spielt bei der Heimat-Thematik schon eine große Rolle, es ist aber auch sonst stark vertreten. Dabei ist für Kosyk die Sprache das Entscheidende. Immer wieder wird die Sprache, ihre Schönheit, aber auch die drohende Gefahr ihres Erlöschens thematisiert. Gerade in diesem Themenbereich haben die Texte oft ausgeprägt appellativen Charakter. Das Sorbische ist dabei zunächst und hauptsächlich das Niedersorbisch/Wendische, in einem weiteren Sinne auch das Sorbische insgesamt, und die Thematik kann sogar auf das Slavische ausgedehnt werden.

Schließlich gibt es bei Kosyk viele Texte, die Geschichte thematisieren. Dabei ist es meist sorbische Geschichte, öfters auch noch brandenburgisch/preußische oder manchmal slavische. Zwischen historisch Belegtem, Legendärem und Mythologischem gibt es dabei keine klare Grenze.

Auffallend schwach vertreten für einen Lyriker ist in Kosyks Werk das Thema der Liebe. Die Mehrzahl der Texte in diesem Bereich haben die elterlich/kindliche Liebe zum Thema. Liebeslyrik, welche die Beziehung zwischen Mann und Frau besingt, ist nur in wenigen Beispielen vertreten, und die meisten von ihnen bringen eine resignative Grundstimmung zum Ausdruck.

Insgesamt beschränkt sich der Dichter in seinem Werk also auf eine eher kleine Welt. Aus ihr heraus blickt er auf alles, was ihm in der weiten Welt begegnet, und an ihr wird die weite Welt auch gemessen. Und der Verlust seiner ursprünglichen Welt unterliegt fast allen Texten der amerikanischen Zeit, denn mit diesem Verlust hat sich der Dichter nie abgefunden. Nur im Glauben kann er Trost finden: der Gegensatz zwischen Heimat und Fremde wird erst im Tode aufgehoben.

 

Die großen Werke

Aus Kosyks Feder stammen zwei umfangreiche Werke, die beide in der Frühzeit seines dichterischen Schaffens entstanden und die ihn mit einem Schlag zum bedeutendsten Vertreter der niedersorbisch/wendischen Literatur machten.

Serbska swaźba w Błotach [Die sorbisch/wendische Hochzeit im Spreewald] ist die erste selbständige Veröffentlichung des Dichters; sie erschien 1880 im Selbstverlag (Kosyk 1880, SMK 2: 45-115, deutsche Teilübersetzung in Kosyk 1986). Der Text ist durchgängig hexametrisch. Er gliedert sich in drei Teile (631, 674 und 650 Zeilen), die den Tag vor der Hochzeit im Elternhaus des Bräutigams, den gleichen Tag im Elternhaus der Braut und die Hochzeit zum Inhalt haben. Die Beschreibung des Brauchtums, das mit der Hochzeit verbunden ist, nimmt darin breiten Raum ein. Es wird am Beispiel der Hochzeit zwischen dem Sohn eines vermögenden Bauern und der Tochter eines Schulzen geschildert. In direkten Reden der beteiligten Personen (insbesondere der Eltern von Bräutigam und Braut und der beiden selbst) wird der psychologische Aspekt des Geschehens für die Betroffenen vertieft, z.T. mit Rückblenden auf frühere Hochzeiten. Das Brauchtum (An- bzw. Abfahrt der Mitgift, Bereitung des Hochzeitsbettes, Festessen an den drei Festtagen, Tätigkeit des Hochzeitsbitters, Beschreibung der Trachten ...) wird vom Erzähler dargestellt. Durch die Beschreibung der Festlichkeiten, an denen die Dorfgemeinschaft teilnimmt, entwirft Kosyk auch ein Bild des dörflichen Lebens jener Zeit und insbesondere auch der Beziehungen zwischen den Dorfbewohnern. In die ganze Beschreibung sind zwei Spannungsmomente eingebaut (Angst der Braut vor der möglichen Rache des Wirtssohnes, eines abgewiesenen Freiers, und die Geschichte von einem neuen Liebespaar, das sich auf der Hochzeit trotz mancher Hindernisse schließlich findet), wobei letzteres die Geschichte wieder an den Anfang zurückführt.

Der Text ist formal und inhaltlich für eine Literatur, die erst im Entstehen begriffen ist, ein Meisterstück.  Die Sprache wirkt trotz des durchgängig eingehaltenen Versmaßes natürlich und ungezwungen (was sich mindestens z.T. durch die Daktylizität des Niedersorbisch/Wendischen erklären läßt); der Text fließt gleichmäßig ruhig dahin.  Zu der Natürlichkeit der Sprache trägt auch die sparsame Verwendung dichterischer Mittel bei, die meist auch auf solche Beispiele beschränkt ist, die durchaus volkssprachlich klingen.  Dies wird deutlich an der Verwendung des Schlüsselbegriffs wjasele [Freude], der häufig wiederholt wird:

"Wjasele, wjasele wucuju sam, a zasej som młody" (1)

[Freude, ja Freude verspür' ich, und jung bin ich wieder]

"wjasele derbi se zwigaś, wjasele we wšyknych nadrach." (353)

[Freude soll sich erheben, Freude in allen Herzen.]

"Wjasele, wjasele lažy na kuždem woblicu źěnsa." (1599)

[Freude, Freude, sie liegt auf jedem Antlitz uns heute.]

"Wjasele, žaglece płomje ga zgorješo wutšobu w nadrach,

w wjaselu pśiźechmy tudy, w wjaselu wujźomy zasej." (1933/34)

[Freude, die glühende Flamme, erwärmte das Herz uns im Busen.

Freudig kamen wir her, und freudig gehen wir wieder.]

Des weiteren finden sich Alliteration und Binnenreim:

"Wijśo te wěnki k wjasołym goźinam wěžćo a wijśo"  (658 und 702)

[Windet den Weinkranz für wonnige Zeiten, bindet und windet]

"pśipijuce piwo na paleńc a paleńc na piwo." (1771)

[Brav begießend Bier bald mit Branntwein und Branntwein mit Bier wohl.]

"šklicki a łžycki, głažki a flaški, což trěbne na blido." (891)

[Teller und Kellen, Gläschen und Fläschchen, was nötig bei Tische.]

Vgl. auch folgende kurze Geschichte, die einer alten Spinnerin von Liebesintrigen in den Mund gelegt wird:

"Běštej ga raz dwě goleśi rědnej Lizka a Hanzko,

kotarejž stawnje gromaźe bywaštej rano a pozdźe,

nicht pak njegrajkotašo zjadnjej ak Hanzko a Lizka.

Pozdźej pak zwěrnje se lubowaštej Liza a Hanzo,

tak ak te źiśece dny ga běchu teke te starše,

pśeto glucnjejšy njeběšo nichten ak Hanzo a Liza.

Po dłujkim casu pak wjeźešo stara Liza tog Hanza,

tak ako cowanje pśejźechu jima goźiny, lěta.

Skoro tež lažaštej w rowje stary Hanzo z tej Lizu." (505-513)

[Waren einmal zwei schöne Kinder, Liska und Hansko,

welche beständig beisammen waren von morgens bis abends,

Niemand konnte einträchtiger spielen als Hansko und Liska.

Später dann waren sie treu sich in Liebe, Lisa und Hanso.

So, wie die Tage der Kindheit, so waren die spätern,

Niemand jedoch war glücklicher je als Hanso und Lisa.

Lange Zeit später dann führte die alte Lisa den Hanso,

So wie ein Traum vergingen ihnen Stunden und Jahre.

Bald schon lag im Grab der alte Hanso mit Lisa.]

Die Mischung von ethnographischer Beschreibung, Handlung und Reflexion ist durchaus gelungen. Kosyk hat mit seinem Erstling für das sorbische dörfliche Leben des 19. Jahrhunderts die gültige Darstellung gefunden und ein bleibendes Denkmal geschaffen und dabei gleichzeitig die Literaturfähigkeit des Niedersorbisch/Wendischen belegt.

 

Das andere große Werk Kosyks befaßt sich mit der sorbischen Geschichte. Es handelt sich um eine Trilogie: Serbskich woścow śerpjenja a chwalba [Der sorbischen Vorväter Leiden und Lobpreis]. Sie thematisiert den Kampf der Sorben gegen die deutsche Oberherrschaft, in dem sie schließlich unterlagen, und gleichzeitig ihre Christianisierung. Dabei nutzt sie sowohl geschichtliche als auch sagenhafte Überlieferung.

Zu Lebzeiten Kosyks waren nur der erste Teil der Trilogie sowie Pro- und Epilog veröffentlicht; die weiteren Texte lagen handschriftlich vor. Die Idee, historische Texte zu einem größeren Ganzen zusammenzufassen, hat Kosyk wohl schon früher gehabt, aber die Trilogie in ihrer endgültigen Fassung konzipierte er erst 1882. Er scheint die Texte der Trilogie nicht in einer Handschrift zusammengestellt zu haben, aber die von ihm geplante Struktur läßt sich aus brieflichen Äußerungen erschließen.

Die Trilogie wird durch Pro- und Epilog eingerahmt. Den Prolog bildet ein Gebet der (heidnischen) Sorben vor der Schlacht mit dem Markgrafen Gero, das in Sestinen abgefaßt ist (SMK 2: 119-121). Der erste Teil, Pśerada markgroby Gera abo Pad 30 serbskich głownikow [Der Verrat des Markgrafen Gero oder der Fall der 30 sorbischen Fürsten] (SMK 2: 123-157), besteht aus 100 Stanzen (ottava rima). In Form eines Augenzeugenberichts des einzigen Überlebenden beschreibt er, wie 30 sorbische Fürsten, vom Markgrafen Gero zum Friedensschluß auf seine Burg eingeladen, unter Mißachtung des Gesetzes der Gastfreundschaft heimtückisch ermordet werden. Der zweite Teil, Branibora pad [Der Fall Branibors] (SMK 2: 159-195), hat die Eroberung der Hauptstadt der Sorben, Branibor/Brandenburg, und damit den Verlust der Unabhängigkeit zum Thema. Im dritten Teil, Jacsłow (SMK 2: 197-203), wird die Geschichte des letzten sorbischen Fürsten Jacsłow beschrieben, der nach verlorener Schlacht vor den Verfolgern flüchtet und nur durch die Hilfe des christlichen Gottes vor dem Ertrinken bewahrt wird, worauf er zum Christentum übertritt und für immer aufhört, Krieg zu führen. Beide Texte bestehen aus Sestinen (69 bzw. 23). Der Epilog schließlich (SMK 2: 205-206) schlägt die Brücke zur Gegenwart, da es sich um Reflexionen eines jungen Sorben über das Schicksal seiner Vorväter handelt und daraus Schlußfolgerungen für sein Leben ableitet.

Formal geht Kosyk, wie ersichtlich, vom Hexameter ab und verwendet Reim und strophische Strukturen, wobei auch hier die Reime eher assonant sind.

Kosyk behält auch hier die Technik der Schlüsselwörter bei  (im ersten Teil sind es "měr" [Frieden] und "łdgaś" [lügen] bzw. Ableitungen davon) und stellt Rückbezüge durch ganz oder teilweise wiederholte Zeilen her.

K měru pak smy něto pśichylone,                   Frieden: zugeneigt sind dem wir alle,                             

sam waš bog jo k tom nas pśiwabił,                Selbst euer Gott hat uns das so gezeigt,

pśez měr jano smy zas wukšuśone,                 Frieden stärkt uns auch in jedem Falle,

wotpocywa, chtož se wumucył.                                       Ruh hat der, den Qualen tief gebeugt.

Měr jo balsam na wše śěžke rany,                                   Frieden: Balsam ist er schweren Wunden,

měr wot wužyśa nam skoro znani,                   Frieden: Nutzen wird er bald uns künden,

potom zaznějo zas wjasele,                                               Dann erschallt uns fröhlich und erneut

w drugich zukach tšuny zaklince. (361-368)   Andrer Saitenklang, der uns erfreut.

 

Nimc ga dawa Serbu źěnsa ruku (85)                              Deutsche reichen Sorben heut die Hand dar

 

Gaž se Nimc bźo Serbu ruku dawaś (237)                       Wenn der Deutsche dann dem Sorb die Hand reicht

 

Sławnem Serbu Nimc zins ruku dawa (566)    Ruhmvolln Sorben reichn Deutsche heut die Hand                                                                                                                                                                                  [dar

Kompositorisch benutzt Kosyk im ersten Teil Doppeldeutigkeiten in Geros Rede,  welche den weiteren Verlauf der Geschichte andeuten und deren grausige Realität am Schluß aufgedeckt wird:

taki měr se stwori mjazy nami,                                          Zwischen uns bestehe solch ein Frieden,

kakiž wumarłe jan maju sami (573-74)                              Wie er sonst nur Toten ist beschieden

 

smjerśi měr cu teke wam nět dawaś (637)                       Todes Frieden will ich Euch jetzt geben

 

Smjerśi měr se wšuder zmawowašo (733)                       Todes Frieden herrschte allerorten

Im zweiten Teil haben diese Aufgabe handelnde Personen: ein Wahrsager, der schlechte Omina verkündet (57-84), und ein Sänger, der im Lied allegorisch die bevorstehende Unterwerfung der Sorben beschreibt (133-204) (am Schluß stellt sich heraus, daß es sich um ein und dieselbe Person handelt; 379-384).

Der dritte Teil verarbeitet die Schildhorn-Sage in einer fortlaufenden Erzählung, die recht dramatisch die Flucht Jacsłows darstellt. Dreimal werden die Götter bzw. Gott angerufen, was die Spannung erhöht. Wichtig ist kompositionell, daß durch den dritten Teil der Trilogie die Christianisierung der Sorben auf einen bewußten Akt Jacsłows und damit auch seines Volkes zurückgeführt, also nicht von den deutschen Herrschern erzwungen wurde:

Hyšći źinsa pomnik pśistojny                                                          (...)

wony rog we Habli wupyšnijo

a ze šćitom zwjercha pokšyty

woneg statka wěrnosć wobznanijo,

ako Jacsłow, serbski wojwoda                                                         wie Jacsłow, der sorbische Heerführer,

z ludom stupi wolnje z tataństwa. (SMK 2: 203).                          mit seinem Volk frei von Heidentum abging.

Durch Prolog und insbesondere Epilog erhält die Trilogie einen Rahmen, der unverkennbar Kosyks Intentionen widerspiegelt.  Der Prolog drückt die Hoffnung der Sorben aus, gegen die Bedrohung von deutscher Seite bestehen zu können, dies in klassischer Form.  Der Epilog schlägt den Bogen zur Gegenwart, und zwar inhaltlich, kompositorisch und formal:

Tudy stojm na rědnem brjoze,                                          Hier steh ich am schönen Strande,                 

w rěce žwałki dalej du.                                                       Wellen ziehn im Fluß voran.

Něga na tej chytšej droze                                                 Einst zogn auf dem breiten Bande

moje woścy chojźachu. (SMK 2: 206)                             Meine Ahnen ihre Bahn.

Der Gegensatz zwischen jetzt und einst (źinsa - něga) wird in der ersten Strophe zum Ausdruck gebracht und im folgenden weiter entwickelt.  In der letzten Strophe wird dann dem heutigen Zustand in Brandenburg (Germanisierung des ehemals slavischen Gebiets) der heutige Zustand im Spreewald (Błota) gegenübergestellt:

Jo, we Błotach, tam su doma                                            Ja, im Spreewald gibts noch heute

hyšći Serby z wěrnosću;                                                   Sorben, fest in altem Brauch;

chtož jo serbski, njeposroma                                            Ihre Sprache pflegen unsre Leute

tam rěc swoju maminu. (SMK 2: 206)                              Ohne Scham dort heute auch.

Formal weist der Epilog auch auf Kosyks späteres Schaffen hin (kurze vierhebige Zeilen und vierzeilige Strophen) und symbolisiert damit den Wechsel im Werk.

Die größere Form ist hauptsächlich auf die Werbener Periode beschränkt. Eine Ausnahme bilden nur die Verserzählungen Kak indiańske zernka nastachu 1893 (Kosyk 1893: 19-26)  und Na drogi!  1894 (Kosyk 1930: 57-66).

Von den beiden Verserzählungen Kak indiańske zernka nastachu und Na drogi! ist letztere von besonderem Interesse, weist sie doch auffällige Parallelen zu Schillers Lied von der Glocke auf. Am deutlichsten zeigen sie sich in der Komposition: in beiden Fällen wird eine kollektive Arbeit beschrieben (Glockengießen bzw. Straßenbau), die in mehreren Schritten vor sich geht.  Zwischen den einzelnen Schritten, die in der Form von Anweisungen des Meisters bzw. des Schulzen beschrieben sind, ergibt sich die Gelegenheit zu ausführlichen Betrachtungen, die von den jeweiligen Arbeitsschritten oder vom Ergebnis der Arbeit ausgehen und zum Allgemeinen hinführen.  Die Parallelen lassen sich aber auch in Inhalt und Aufbau verfolgen.  Beide Texte beginnen mit einer Beschreibung der Situation, an die sich ein Lob der Arbeit anschließt.  Dann wird der Zusammenhang zwischen Glocke bzw. Straße und menschlichem Leben dargestellt: die Glocke begleitet den Menschen bei einschneidenden Veränderungen in seinem Leben, während die Straße ein (gerade auch bei Kosyk sehr häufiges) Bild für das menschliche Leben in seinem Ablauf ist.  Nach der Darstellung des Lebens in seinem Verlauf (Na drogi! II) werden Hindernisse dargestellt.  Ausgehend von der glühenden Glockenspeise und der Gefahr, daß die Gußform gesprungen sein könnte, sind es im Lied von der Glocke Feuer und Tod, die den Menschen bedrohen.  Beim Straßenbau müssen Steine (III) und Dornen (IV) beseitigt werden, die im menschlichen Leben als Elementarereignisse bzw. als durch das Böse verursachte Beschwernisse auftreten.  Die Arbeit beim Glockengießen und an der Straße wird durch eine Pause unterbrochen.  Schiller besingt in diesem Abschnitt die festgefügte gesellschaftliche Ordnung, während Kosyk das Moment der Stärkung in der Pause auf die geistige Stärkung ausweitet (V) und damit einen alten religiösen Topos ausarbeitet.  Der folgende Abschnitt bei Schiller (Zerschlagen der Glockenform: Revolution) findet bei Kosyk nur eine ungefähre Entsprechung: er geht vom Errichten des Wegweisers aus und beschreibt Gottes Wort als Wegweiser für den Menschen (VI).  Der letzte Abschnitt bei Kosyk (VII) thematisiert das Ende der Arbeit am Abend und das Ende des Lebenswegs.  Hier, wie auch schon früher, gibt es direkte Hinweise auf die Glockenthematik:

Wjacorny zwonjašk k modlitwje znějo,                           Słuchaj, wejsny zwonjašk klincy 

Słynjaško zgasujo (1930: 65)                                            Pśez gory, pśez doły

                                                                                              Až do dłymi wutšoby,

Co to skjarže wusta                                                            Wšudy wabi, wšudy bincy:

Wejsneg zwonjaška? (1930: 66)                                       Pojźćo do cerkwje

                                                                                              Wumocowat se. (1930: 63)

Der Vergleich der beiden Texte läßt übrigens deutlich die Art erkennen, wie Kosyk Anregungen, die er aus anderen dichterischen Werken empfängt, selbständig umgestaltet.  Na drogi! ist ein Text mit einer ganz anderen Ausrichtung als Das Lied von der Glocke.  Für Kosyk steht der religiöse Aspekt bei den Betrachtungen immer im Vordergrund, während er bei Schiller nur einer unter anderen ist und in größeren Teilen des Gedichts fast ganz ausgeblendet bleibt.  Ein weiterer grundlegender Unterschied besteht hinsichtlich der Grundstimmung.  Schillers Text verrät trotz einiger verhaltener Abschnitte eine positive Atmosphäre, während bei Kosyk überall die Molltöne vorherrschen.  Am deutlichsten wird der Unterschied bei der Beschreibung der Jugend:

Ihm ruhen noch im Zeitenschoße                                    Gole juž nawuknu how

Die schwarzen und die heitern Lose,                              Z maśernych sćanych łdzow

Der Mutterliebe zarte Sorgen                                           Na klinje zbožnosći

Bewachen seinen goldnen Morgen -                              Cłowjecne bědnosći.

                                                                                              Se wono smjejkoco,

                                                                                              W smjaśu juž zapłaco. (1930: 59)

Selbst hier, wo also, im Gegensatz zu Serbska swaźba w Błotach, ein direkter Bezug unverkennbar ist, zeigt sich Kosyks schöpferische Aneignung des dichterischen Verfahrens und die Umsetzung in einer dem Dichter angemessenen Art und Weise.

 

Drama

Mit seinen großen Werken, aber auch mit seiner Lyrik, konnte Kosyk kaum breitere Schichten der sorbischen Bevölkerung erreichen und konnte damit nicht in diesen Kreisen zum Spracherhalt beitragen. Dies war ihm aber ein zentrales Anliegen. Daraus erklärt sich seine Mitarbeit an den Bramborske nowiny und insbesondere seine Beteiligung an der Revision des Kirchengesangbuches. Aus dem selben Grund hat er wohl auch seine dramatischen Werke verfaßt. Über sie konnte er die Bevölkerung unmittelbar erreichen.

Erhalten sind zwei dramatische Texte. Der erste, Božemje serbskich wojakow [Der Abschied der sorbischen Soldaten] (SMK 2: 209-221), ist das erste originale niedersorbisch/wendische Theaterstück und gleichzeitig das erste originale sorbische, das aufgeführt wurde. Es handelt sich um ein Stück, das 1882 anläßlich des Geburtstags des Kaisers seine Premiere erlebte (1885 wurde es zur Sedanfeier wiederholt). In zwei kurzen Aufzügen wird die für die damalige Zeit typische Situation des Auszugs der Dorfjugend zum Militärdienst thematisiert. Im ersten Aufzug will der Dorfschulze seinen Sohn Juro trotz patriotischer Begeisterung nur ungern ziehen lassen, da eine Zigeunerin seinen frühen Tod in der Schlacht prophezeit hatte, gleichzeitig aber auch einen zweiten Sohn ankündigte, der an seine Stelle treten würde. Der zweite Aufzug bringt die Auflösung: vier weitere Soldaten holen Juro ab; einer von ihnen hält um die Hand seiner Schwester an und wird damit zum zweiten Sohn. In der Gewißheit, daß die Weissagung sich auch für ihn erfüllen wird, verabschiedet sich Juro und zieht mit den Soldaten. Das Thema entspricht durchaus dem Festtag und trifft gut die patriotische Grundstimmung, die zu jener Zeit herrschte. Auch der Stolz auf die soldatische Zuverlässigkeit gerade der Sorben ist ein Motiv, das sicher Anklang fand (es findet sich bei Kosyk in einigen Gedichten wieder).

Das zweite Stück, Cesć łužyskego ryśarja [Ehre eines Lausitzer Ritters] (SMK 2: 223-242), widmete Kosyk seinem Förderer Michał Hórnik zu seinem silbernen Priester-Jubiläum. Es handelt sich um eine Allegorie in drei Akten, in der die Ober- und die Niederlausitz personifiziert auftreten, dazu slavische Götter und zahlreiche gute wie böse Geister aus der slavischen Mythologie sowie das sorbische Volk. Im ersten Akt wird der zu Ehrende als ein Kämpfer für die Sache aller Sorben gepriesen und die Einheit der Sorben besungen. Im zweiten Akt, einer Art Hexensabbath, versuchen die bösen Geister die Ehrung zu verhindern, scheitern aber. Der dritte Akt schildert die Krönung des zu Ehrenden durch Běłybog, den weißen Gott. Bemerkenswert ist, daß Kosyk die in allegorischen Spielen übliche antike Götterwelt durch die slavische ersetzt.

 

Prosa

Mato Kosyk war kein Prosa-Schriftsteller. Die wenigen Prosa-Texte, die von ihm erhalten sind, entstanden fast ausschließlich im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Mit-Redakteur der Bramborske nowiny. Thematisch erschließen sie kaum neue Gebiete. Erwähnenswert sind vor allem die Texte zu historischen Themen: Schildhorn erzählt die Sage, die in Jacsłow verarbeitet ist; ebenso kommen Teile aus Někotare basnicki wot serbskego krala in Gedichten vor. Na wušu pśikazń behandelt eine Anekdote aus der Regierungszeit Friedrichs des Großen.

Eine weitere Gruppe bilden kürzere Betrachtungen zu kirchlichen Feiertagen. Daneben sind zwei erbauliche Erzählungen erhalten: eine kürzere, Jadnasta kazń, aus geistlichem Milieu und eine längere, Ten spadnjony row, welche die Folgen des Alkohols für die bäuerliche Wirtschaft schildert (beides sind Adaptationen oder vielleicht auch Übersetzungen deutscher Vorlagen). Es fällt auf, daß Kosyk auch Exotisches behandelt, etwa in Beiträgen zur sorbischen Emigration in überseeische Gebiete oder in Eskimarje. Nachdem er selbst emigriert war, schrieb er aus eigener Erfahrung eine kurze Geschichte über die Indianer, Rozgrono z Indianom, zu der es ebenfalls Parallelen in Gedichten gibt.

Insgesamt sind die meisten seiner prosaischen Texte der Publizistik zuzurechnen und erheben keinen größeren künstlerischen Anspruch.

 

Choraldichtung

Für die Kirche, aber auch für die Sorben selbst waren die Kirchenlieder von großer Bedeutung. Sie stellten oft den einzigen intensiven Kontakt der Bevölkerung mit der sorbischen Kirchensprache dar, da sie zum Teil auswendig gelernt wurden. Die niedersorbisch/wendischen Texte waren aber vielfach schlecht übersetzt und konnten weder sprachlich noch rhythmisch befriedigen. Deshalb wurde eine Revision beschlossen, an der Kosyk entscheidenden Anteil hatte. Er überarbeitete mehr als ein Drittel aller Texte, d.h. rund 250 Choräle. Die Überarbeitung fiel bei den einzelnen Chorälen sehr unterschiedlich aus. Zum Teil nahm er nur geringere Veränderungen vor, z.T. wurden aber die deutschen Vorlagen praktisch neu übersetzt. Kosyk maß seiner Arbeit auf diesem Gebiet schon in der Werbener Zeit große Bedeutung bei. In der Retrospektive (im Gedicht Basnjenja marnosć a trajnosć, Kosyk 1983: 47) stellt er sie sogar über seine eigene originale Dichtung, da letztere vergessen sei, seine Fassung der Kirchenlieder aber regelmäßig im Gottesdienst gesungen würde.

 

Lyrik: Werbener Periode

Ein ganz wesentlicher Teil des dichterischen Schaffens Kosyks ist den kleinen Formen zuzurechnen. Neben den beiden großen Werken sind es insbesondere diese kleinen Formen, die Kosyks Ruhm begründen. Die Texte sind weder formal noch inhaltlich und auch nicht chronologisch vom Dichter klar in eine Struktur eingeordnet worden. Dieses Problem wurde von B. Šwjela dadurch gelöst, daß er die Texte in thematisch konstituierte Zyklen zusammenfaßte, die möglicherweise sogar mit dem Dichter abgestimmt waren. Sowohl die von Mětšk geplante als auch die jetzt erscheinende Gesamtausgabe haben dieses Prinzip übernommen, es aber zusätzlich mit einem chronologischen Prinzip verbunden. Im folgenden soll dieser Bereich von Kosyks Schaffen anhand dieser thematisch-chronologischen Klassifizierung vorgestellt werden.

 

We paradizu wot wšych swětow beschäftigt sich mit der engeren Heimat des Dichters, dem Spreewald (Błota).  Trotz der bekannten Heimatverbundenheit des Dichters bringen nur wenige der Texte eine persönliche Innenperspektive unmittelbar zum Ausdruck (Golc z Błota, SMK 1: 61).  Viel stärker vertreten sind dagegen eher elegische Texte, welche die Sehnsucht nach der Heimat zum Ausdruck bringen.  Heimat ist dabei hier noch durchaus weit gefaßt zu verstehen: neben der wirklichen Heimat, dem Spreewald, ist damit auch die Jugend gemeint (Młodosć wěc njepśiźo, SMK 1: 107), schließlich gar ein beliebiger fester Bezugspunkt für das suchende lyrische Ich.  Beispielhaft ausgedrückt ist das im Sonett Njewěstosć [Ungewißheit]:

Ja du, co pšašam wšak za wěstej drogu?                       Ich geh; was such ich schon bekannten Steg?

Co derbim dlej na proznu radu cakaś?                            Was soll denn eitler Rat mir hier noch meinen?

Tu pšawu kśěł ja hyšći ducy zmakaś,                             Der Weg kann mich auch mit der Wahrheit einen.

tak z naźeju tež dalej stupaś mogu.                  So hoffend schreit ich weiter auf dem Weg.

 

Gaž pak wša błudnosć źaržy moju nogu,                        Doch wenn ich irrend mich im Kreis beweg,

a co tež mojo woko slěpiś łakaś,                                      Der Irrtum will, mein Auge blendend, scheinen.

pon mogał ja dla wšeje proce płakaś,                              So möchte ich ob aller Mühe weinen

wot cuzeg proga błuźiś k cuzem progu.                          Wenn in der Fremde ich mich irrend reg.

 

Lej, złotna gwězda gluki se mě błyšći,                            Schau, golden leuchtet mir das Sternenglück,

chto wě, lěc w jadnom wokognuśu jano?                      Wer weiß, in diesem Augenblick nur, eben?

Cu dostaś ju a stupam k wojowanju.                              Gewinnen will ichs, auf zum Kampf jetzt gleich.

 

Ten spušća mě, ten znowa wabi hyšći;                          Es stößt mich fort, ruft mich erneut zurück;

mam ducy pśikiwanje wšuderkano,                 Von überall her winkt es mir im Leben.

a njewěm sam lěc z dobyśim raz stanu.                           Weiß selbst nicht, ob ichs irgendwann erreich.

(SMK 1:64)                                                                          (1879)

Die eigentlich dem Spreewald gewidmeten Texte sind dagegen eher von folkloristischer oder historischer Perspektive aus geschrieben.  Breiten Raum nimmt hier die Darstellung des Brauchtums ein, insbesondere auch die Tradition der Spinnstube (pśěza).  Einige Gedichte (z.B. Campor, SMK 1: 114, Sroka, SMK 1: 120, Nowa srědnosć, SMK 1: 121) waren wohl auch als Liedtexte gedacht. Die Formen sind vorwiegend einfach: es überwiegt die vierzeilige Strophe.  Der volksliedhafte Ton ist unverkennbar.

Der Heimatbegriff findet sich bei Kosyk außerdem in einer erweiterten Form, die zunächst alle Sorben (bzw. ihr Siedlungsgebiet, die Lausitz), dann aber auch die Slaven allgemein erfaßt.  Dies ist schon an den erwähnten längeren Texten ersichtlich (historische Trilogie, Cesć łužyskego ryśarja), zeigt sich aber auch in Gedichten, die deutlich den Einfluß der jungsorbischen Bewegung verraten (Moj woścojski kraj, SMK 1: 134, Łužycy, SMK 1: 139).

 

Źiśecy raj enthält einerseits Kindheitserinnerungen, anderseits Gedichte über Kinder und schließlich solche für Kinder, z.T. auch aus kindlicher Perspektive geschrieben.  Es sind ausnahmslos formal einfache, meist kürzere Texte, die großes Einfühlungsvermögen verraten.  Am eindrucksvollsten ist wohl das klassische niedersorbische Wiegenlied Spijkaj źiśetko

Spijkaj źiśetko,                                     Spijkaj źiśetko,                                     Spijkaj źiśetko,

zacyń wocycko.                                  zacyń wocycko.                                  zacyń wocycko,

Lubosć maśeŕna śi paso,                   Nicht śi njedej ze sni buźiś,               jańźelik how poglědujo,

w wutšobje śi stawnje njaso.            žedna wacycka raz nuźiś;                  pśed škodu śi wobzwarnujo;

O, ty njewěš to.                                   k měru wšykno źo.                              Spijkaj źiśetko. (SMK 1: 165)  

 

Ze stworjenja źo moj spiw enthält die Gedichte aus Kosyks Werbener Zeit, die als Naturlyrik bezeichnet werden können.  In Kosyks Gesamtwerk kann man in dieser Abteilung am ehesten eine gewisse Epigonalität sehen, aber nicht im Verhältnis zur obersorbischen, sondern zur deutschen Literatur.  Handfest zeigt sich das dort, wo Kosyk deutsche Liedtexte mit entsprechender Thematik ins Niedersorbische übertrug.  In der Sammlung Wěnk serbskich spiwanjow za našu młoźinu gehören von den 20 durch Kosyk übersetzten Texten acht zu diesem Bereich, und er ist damit der umfangreichste.  Aber auch bei den originalen Texten meint man immer wieder deutsche Parallelen zu entdecken, sei es in festen Formeln (Złotne słyńco = Güldene Sonne), Bildern

Ptaški tyrlikaju,                                                                                   Nowy woblak zas

Bogu chwalbu daju (Nalětne wjasele SMK 1: 214)                      zemja dostanjo (Zymje zachada SMK 1: 212)

oder in der Personifizierung der belebten Natur, deren Manifestationen damit angesprochen werden können:

Złotne piletka,                                                                                    Cośo wše se wot nas minuś

moje jagnjetka,                                                                                   njebja spiwarje? (K nazymu SMK 1: 236)

źijśo, źijśo na pastwu,

tergajśo tam we chłodku (Piletka SMK 1: 227)

oder schließlich in ganzen Texten (Kukawa (SMK 1: 224) im Vergleich zu Kuckuck, Kuckuck, tönts aus dem Wald).  Diese Anklänge beeinträchtigen bei einigen Texten dieses Zyklus die künstlerische Wirkung.  Doch gibt es auch hier bemerkenswerte Texte, z.B. Wuseśe [Aussaat]

Zernko, lažyš wusete                                         Körnchen, du liegst ausgestreut,

z milnej zemju pokšyte.                                     Die liebe Erde deckt dich breit.

Stawaś buźoš kšasnje zas,                                Schön stehst du einst wieder da,

zbuźijo śi godny cas:                                         Die Sommerzeit, sie weckt dich ja:

z tebu lažy naźeja.                                               Mit dir liegt die Hoffnung.

 

Wětšy pśidu šćipate,                                         Winde fallen pfeifend ein,

kenž śi zemju wopšosće.                                   Frieren dir die Erd zu Stein.

Spi we běłym łožyšćku,                                     Schlaf im weißen Bettchen hier,

zymje pśejźo nad tebu,                                      Der Winter, der herrscht über dir:

žednje njespi naźeja.                                          Niemals schläft die Hoffnung.

 

Słyńco swěśi z lubosću,                                    Die Sonne scheint mit Liebeskraft,

wubuźijo setwu wšu.                                         Weckt der ganzen Aussaat Saft,

"Wono buźi!" zaznějo,                                      "Es werde" ruft sie immerfort,

Njedrěmaj wěc zerncycko,                 Körnchen, träum nicht weiter dort:

k naźeji jo naźeja.                                Für Hoffnung gibts jetzt Hoffnung.

 

Lej, se kšasnje zeleniš,                                       Schau, wie du schön grün bist heut,

wutšobu mě zwjaseliš;                                       Das Herz hast du mir sehr erfreut,

aj, juž kłosack zjawijoš,                                      Ei, eine Ähre zeigst du mir

a se kradu wotzamknjoš;                                   Und bald öffnest du sie hier:

dopołna jo naźeja! (SMK 1: 215)                      Erfüllt hat sich die Hoffnung. (1882)

Formal ist an den meisten Texten das Streben nach größtmöglicher Kürze der Zeilen auffällig, die z.T. nur noch aus zwei Hebungen bestehen, vgl. Zymje w błośe, SMK 1: 240, Zymje  zachada, SMK 1: 212, oder

Nalětne wjasele

Słynco zasej grějo,                              Bomy zakwituju,                  Ptaški tyrlikaju,

wšykno wotžywjejo                            struski zawonjuju;                              Bogu chwalbu daju;

a jo zbuźone;                                       wšo jo zelene,                                      wšuźi žywjenje,

wšuźi wjasele.                                      wšuźi wjasele.                                      wšuźi wjasele. (SMK 1: 214)

Diese starke Verkürzung ist einerseits nur die konsequente Weiterführung einfacher Formen, hinterläßt aber andererseits schnell den Eindruck allzu simpler Dichtung.  Zusammen mit dem déjà-entendu-Effekt behindert diese formale Besonderheit zusätzlich eine unvoreingenommene Beurteilung von Kosyks Naturlyrik.

 

Serbskich duchow kněžarstwo behandelt einerseits geschichtliche bzw. sagenhafte Stoffe, anderseits Themen aus der Geisterwelt, die beide im wesentlichen aus der mündlichen Überlieferung stammen. Damit  wird das Vorhandensein einer eigenständigen geschichtlichen und kulturellen Tradition dokumentiert.  Der Einfluß der jungsorbischen Bewegung ist auch hier unverkennbar.

Bei den geschichtlich-sagenhaften Stoffen drängt sich der Bezug zur historischen Trilogie auf.  Tatsächlich gibt es hier auffällige Parallelen.  Zum einen stammen die entsprechenden Texte des Zyklus meist aus dem gleichen Zeitraum wie die Trilogie (1881/82).  Zum andern handeln sie beide von der früheren Größe des sorbischen Volkes und von ihrer Vergänglichkeit.  Bei beiden ist die Erinnerung an den historisch-sagenhaften Stoff untrennbar mit dem genius loci verbunden.  Schließlich erlaubt bei beiden die Erzählung, den Bogen zur Gegenwart oder gar Zukunft zu schlagen. Am deutlichsten wird das im Zyklus an Texten wie Ten serbski kral  (SMK 1: 300), Čornobóh (SMK 1: 249), Serbski Barbarossa  (SMK 1: 321), Na groźišću w Błotach (SMK 1: 298).

Die Themen der Geisterwelt tragen einerseits deutlich das Gepräge des Spreewaldes (Geschichten von Nixen und Wassermännern), anderseits eine breiter sorbische Färbung (Pśezpołdnica, Źiwica, Lutk).  Hier sind trotz des heimischen Kolorits Anklänge an deutsche Texte unverkennbar: Nyks a golack (SMK 1: 254) läßt sich zu Goethes Erlkönig stellen, Błudna njewjesta (SMK 1: 279) zu Bürgers Lenore.  In beiden Fällen ist aber, wie schon bei Na drogi!, deutlich, daß Kosyk solche Vorlagen kreativ umgestaltet.

Formal schließen sich die Texte dieses Zyklus z.T. an die Trilogie an (Stanze oder sechszeilige Strophe: Źiwica a Wodny muž, SMK 1: 256, Pśělnica na mjasecu, SMK 1: 281, Na loźe do smjerśi, SMK 1: 277), z.T. sind sie stärker balladesk oder volksliedhaft gehalten und entsprechen damit eher den Gedichtstexten der anderen Zyklen der Werbener Periode.

 

Cysta roža serbojska  enthält Kosyks Liebeslyrik.  Sie macht nur einen kleineren Teil seines dichterischen Schaffens aus.  Auffällig ist eine melancholische, resignative Grundstimmung, welche fast alle Texte durchzieht.  Selbst die zwei Ausnahmen, die am ehesten eine positive Gestimmtheit zum Ausdruck bringen, Anka, ta roža und Jo, können sich nicht ganz davon lösen:

Kśěł śi stawnje wiźeś,

ja kśěł žałowaś,                                   

gaž coš skoro wokwisć ,

gaž se zegibaś. (SMK 2: 15)

 

A coš mě twoju gubku daś,                                             

moj pošk zas z poškom zarownaś?                 

Groń jo, groń jo, groń jo, groń jo -                  

pon naju lubosć njezajźo.                                 

 

Lej lubka jo mě rjaknušo

a wutšobu mě zranišo.

To słowko jo mě zwjaseli

a zas ze śěžu napołni. (SMK 2: 13)

Zu dieser resignativen Grundstimmung paßt, daß die Liebe ihr Ziel, die Geliebte bzw. die Beziehung zu ihr, nicht erreicht (oder gar nicht erreichen will), sondern sich mit der Vorstellung von ihr begnügt.  Dadurch wirken die Texte etwas distanziert, abstrakt.  Das gilt selbst für die (wenigen) Texte, welche als direkte Anrede des lyrischen Ichs an die Geliebte gestaltet sind:

tak wjele raz śi spominam                                 

a z mojich myslow njepušćam. ...                    

 

O kśěła cysta zawostaś,

pon cu śi stawnje spominaś. (Spominanje SMK 2: 11)

 

Ja śi stawnje njasu,

w mojich myslenjach;

Ja śi wobrukuju,

w nocnych cowanjach; (Anka, ta roža, SMK 2: 14)

 

Njepłac, ja z wocyma

wšuźi śi pasu,

njepłac, wše myslenja

moje śi njasu. (Troštowanje syroty, SMK 2: 31)

In den anderen Texten ergibt sich die Distanz schon daraus, daß aus einer anderen Perspektive gesprochen wird: meist ist es die Sichtweise der Braut.

Über drei Motivbereiche ist Kosyks Liebeslyrik mit anderen Teilen seines dichterischen Schaffens verbunden: Natur (insbesondere die Flora), Heimat (Błota/Spreewald) und Tod.  Auch untereinander können sich die drei Bereiche verbinden: die Blume stirbt, um als Brautschmuck zu dienen (Njewjesta a kwětašk, SMK 2: 26); die trauernde Braut wirft Blumenkränze zum Gedenken an den ertrunkenen Bräutigam in den Fluß (die Spree) (Ta wěrna lubka na rěce, SMK 2: 18); der Kopfputz für die Hochzeit wird zum Totenkranz, weil die Braut in der Nacht vor der Hochzeit stirbt (Prědny hupac, SMK 2: 24). Texte, die ausschließlich der Liebeslyrik zuzurechnen wären, gibt es bei Kosyk kaum.

Zwei Zyklen mit Texten der Werbener Zeit sind ganz ausgeprägt der religiösen Thematik verpflichtet. In Pytajcy duch sind die drei bereits erwähnten distichischen Texte Ten kśicowany, Źo jo Bog? und Helestupjenje Jezusa Kristusa vereinigt (Kosyk 1993: 44-54). Es ist davon auszugehen, daß diese Texte seiner frühesten Schaffenszeit zuzuordnen sind, da zumindest Źo jo Bog? bereits 1878 gedruckt erschien. Der Zyklus Wostań pobožny geht ebenfalls auf die Anfänge von Kosyks dichterischem Schaffen zurück, führt aber bis in die letzte Zeit seines Lebens in Wjerbno/Werben. Er führt die Gedankenwelt des vorhergehenden Zyklus weiter. Unter anderem gehören zu diesem Bereich auch Übersetzungen von Liedern, die in der Schule gesungen wurden. Hier kann man eine Parallele zu Kosyks Choraldichtung sehen. Und schließlich gehört eine weitere Gruppe von Gedichten zu diesem Zyklus, in dem sich Kosyks Religiosität auf eine sehr persönliche Art äußert. Er verarbeitet darin Erlebnisse, die er in sein christliches Weltbild einordnet und auf diese Weise zu verstehen versucht. Hier ist insbesondere auf Gedichte zu verweisen, in denen sich der Dichter mit dem Tod auseinandersetzt (Sotśicka, Njezmilnosć smjerśi).

 

Lyrik: amerikanische Periode

W cuzej zemi  ist der erste Zyklus, in dem Kosyks Begegnung mit der Neuen Welt dichterisch verarbeitet ist.  Dies geschieht auf unterschiedliche Weise.  In einer Gruppe von Texten gibt sich Kosyk der Sehnsucht nach der alten Heimat hin.  Dabei führt er eine Traditionslinie in seinem Schaffen fort, die in seiner Werbener Periode beginnt, aber ihren Ursprung in der Zeit davor hat, als er außerhalb des Spreewalds lebte (vgl. den Zyklus We paradizu wot wšych swětow).  Der Unterschied zu früher liegt darin, daß die neue Umgebung nicht nur negativ als Fehlen der alten gesehen wird.  Sie wird einmal beschrieben, und es werden ihr zum andern auch positive Seiten zugebilligt. Im Gegensatz dazu blieb die fremde Umgebung früher gestaltlos; vgl. die Texte Požedanje za domom (um 1878) und W cuzej zemi (1883):

Požedanje za domom                         W cuzej zemi

Wutšoba, co sy tak tužna?               Ako mějach kšute spodki  Ak mě dachu noclěg prědny

Cogodla se styska mi?                       skońcnje pod nogoma raz  w napołnjonej gospoze,

Rědnje ga jo w cuzem raju,                a pon zwignuch swoje lodki,             źož mnjo pśimje carnak bědny

Wutšoba, co śěžy śi?                         ab kraj pśedrogował zas,                   z naźeju na pjenjeze,

                                                               zacuwach bźez wědobnja,                 zacuwach bźez wědobnja,

Co mě jo? mě jo tak śěžko,až how njejo domizna:                        až how njebźo domizna:

Som how kradu spušćona!                   Běch źe w cuzej zemi.                         Budu w cuzej zemi.

Rědnje wšak jo w cuzem raju,

Zemja pak njej woścojska.Ak běch pytnuł rězne zukiLěc se zemja cuza zdawa,

                                                               pijanego yankeea,                               kenž mě kšuśe powita,

Kśěła rad hyś k domnym polam,      grozecego z rjagom ruki                     glichlan wěm, až buźo pšawa

Źož běch wobglucona raz;                wšomu, což se pśibliža,                      moja nowa fryjota.

Kśěła k nanu, kśěła k maśi,                zacuwach bźez wědobnja,                 Zacuwam bźez wědobnja

Kśěła k chłodnym Błotam zas!          až how njejo domizna:                        lichy se wot spinanja

(Kosyk 1930: 6)                   Źěch po cuzej zemi.                                how w tej cuzej zemi. (Kosyk 1983: 26)

In einer anderen Gruppe dagegen fehlt dieser Bezug auf die Heimat vollständig, und es wird nur das Neue thematisiert.  Hierher gehören etwa Pod pomnikom A.Lincolna (Kosyk 1983:  27), Carne źěśi pod godownym bomom (Kosyk 1983: 29) oder Mississippi  (Kosyk 1983: 36).  Texte dieser Art fehlen in früheren Zyklen vollständig; sie sind aber auch in diesem Zyklus nur spärlich vertreten.

Serbske bratśi pśistupimy enthält die Texte, die in Kosyks zweite amerikanische Periode fallen.   Ausgelöst wurde die erneute dichterische Aktivität durch eine Anfrage von B.Šwjela.  Die Werke, die in dieser Periode entstehen, führen einerseits bereits bestehende Traditionslinien in Kosyks Schaffen weiter, anderseits kommen auch neue Elemente dazu.  Traditionell sind die Texte dieser Zeit insbesondere in formaler Hinsicht: hier gibt es kaum Veränderungen gegenüber früher.  Ein neues Element ist aber in einigen der ersten Texte dieses Abschnitts auszumachen, und zwar ist es die Hinwendung zu appellativer Lyrik.  Ein erster Ansatz findet sich in einem frühen Text dieser Periode, Gjardy fryjaŕ:

Wukni z takeje basnicki,

Puchota niźer se njechwali,

Serbski a němski njej jadna rěc,

Kněski a burski jo dwojaka wěc,

Ponižnje fryjuj a po serbsku,

Coš-li měś chwalobnu gospozu. (Kosyk 1929: 51)

Die deutlichste Ausformung erhält sie aber in Verbindung mit sorbisch-patriotischem Gedankengut.  Beispiele dafür sind Serbski zlub (Kosyk 1893: 47) und Serbstwo za Atlantom (Kosyk 1893: 4).  Beide beziehen sich, allerdings auf unterschiedliche Weise, auf einen Text Zejlers, Serbow narodny spěw.  Der erste Text hat die gleiche formale Struktur wie Zejlers Gedicht.  Das erlaubt es, den Text zur gleichen Melodie zu singen.  Der zweite Text übernimmt nur die erste Zeile aus Zejlers Gedicht (die seinerseits auf die damals inoffizielle polnische Nationalhymne Jeszcze Polska nie zginęła zurückgeht), während er sonst formal und inhaltlich kaum Gemeinsamkeiten hat.  Die beiden Texte enthalten eine ähnliche Aufforderung:

 

Serbstwo za atlantom                                       Serbski zlub

                                                                              Serbske bratśi, pśistupijmy ...

Weto bratśi wostanjomy,                  Zwěrne syny Łužycy

Źiśi sławnej Łužyce;                                         Až do rowa wostanjomy,

Morja wšak su ludam kšomy,                           Našo derbstwo šćitujmy,

Bratšojstwo pak njeźěle. (1893 4)                     Stopy njecopnjomy. (1893 47)

Ebenfalls zur appellativen Lyrik zu rechnen ist Wjasele (Kosyk 1893: 46), wobei hier das sorbisch-patriotische Element fehlt. 

Man geht sicher nicht fehl, wenn man zur Erklärung  dieses unerwarteten Auftauchens appellativer Lyrik auf die Umstände der Entstehung dieser Texte zurückgreift.  Zwei Gründe lassen sich namhaft machen.  Zum einen überraschte Kosyk die Anfrage B. Šwjelas in doppelter Weise positiv: erstens fühlte er sich geschmeichelt, daß er in der Heimat als Dichter nicht vergessen war, und zweitens freute es ihn, zu hören, daß es in der Niederlausitz wieder eine kulturelle Bewegung gab.  Zum andern dürfte die zahlreichen positiven Veränderungen in den persönlichen Lebensumständen (Heirat 1890, Geburt des Sohnes 1891, aktive Beteiligung an der Gründung einer neuen Synode 1890, Tätigkeit in einem Gebiet mit zahlreichen sorbischen Emigranten 1889-1895) seine eher melancholische Grundstimmung günstig beeinflußt haben.  Im übrigen dokumentieren andere Texte der gleichen Zeit, daß es sich bei diesem neuen Element um eine vorübergehende Erscheinung handelt; vgl. etwa Popajźony spiwarik, wo Kosyk seine Situation sehr drastisch schildert:

                                                                                                    Der gefangene Singvogel

Spiwarik bu łapjony                                                                 Ein Vogel wurde eingesperrt,

A do klětki zawrjety,                                                                Ein Käfig ihm den Flug verwehrt,

Nuzkany bu k spiwanju                                                           Gezwungen ward zum Singen er

W snadnem šmojtem domcyku.                                             Mit Gitter, Dunkel um ihn her.

 

Ptašack pak se tužašo,                                                             Das Vöglein aber trauert sehr,

Głowka jomu wisašo;                                                               Das Köpfchen hebt es gar nicht mehr;

Błotka su jom wezeli,                                                              Der Spreewald ist ihm weggenommen,

Z towariškow wunjasli.                                                            Die Artgenossen fortgekommen.

 

Z tśikotom jan płakašo                                                           Mit Weinen lullt es sich nun ein

Samotniwe ptašacko;                                                               Das einsam arme Vögelein;

Złamaś co se wutšoba,                                                            Die Trauer bricht ihm fast das Herz,

Gaž won spiwa na Błotka.                                                       Besingt es seinen Trennungsschmerz.

 

Ja som ak to ptašacko                                                              Ich bin wie dieses Vögelein

W cuzej zemi daloko,                                                               In weiter Ferne ganz allein,

O ja zgubich Łužycu,                                                               Die Lausitz nahm auch mir man fort,

Mojog njebja kšasotu.                                                           Meines Himmels schönsten Ort. (1893)

(Kosyk 1893: 19)

Die Periode klingt mit Texten aus, die zunehmend wieder die melancholische Grundstimmung zum Ausdruck bringen.  Sehr symbolträchtig ist die Tatsache, daß der letzte gedruckte Text (1899) den Titel Droga k njebju trägt (Kosyk 1930: 74).

Der Zyklus Droga k njebju vereinigt das dichterische Werk aus Kosyks Spätphase.  Er ist bei weitem der umfangreichste und gliedert sich in drei Teile. 

Im ersten Teil, Njamoc swoju wuzgonim,sind die Texte zusammengestellt, welche die amerikanische Periode von Kosyks Leben thematisieren.  Einerseits sind das, wie schon früher, Beschreibungen der Umgebung und der Menschen (z.B. Indianka (Kosyk 1930: 9), Cyclone (Kosyk 1930: 20-21)), anderseits sind es Erinnerungen an sein Leben in den Vereinigten Staaten (z.B. Albion  (Kosyk 1983: 51), Rozpominanje (Kosyk 1983: 51)).  Letzteres ist in dieser Ausformung ein neues Element in seinem Schaffen.  Es stellt aber letzten Endes nur eine Weiterführung des melancholischen Erinnerns an Vergangenes bzw. Entferntes dar, wie es in anderen Zyklen vielfach vorkommt (besonders in Źiśecy raj, We paradizu wot wšych swětow, Cysta roža serbojska, We cuzej zemi).  Offenbar  hatten die Vereinigten Staaten (bzw. einige Orte in diesem Land) für Kosyk im Laufe der Zeit den Status einer sekundären Heimat gewonnen.  Der Unterschied zu den Texten, die der ursprünglichen Heimat gewidmet sind, liegt darin, daß die ursprüngliche Heimat als (unerreichbares) Traumziel gesehen wird, sie also positiv bewertet ist, während die sekundäre Heimat nur traurige Erinnerungen bzw. das Warten auf den Tod wachruft.

Co wabi?                                                             Albion

Co wabi moju wutšobu                                      Což mě wěžo na toś ten flak zemje, to jano jo row.

pśez morjo do Łužyce,                                       Jadnučkem lubemu synoju w tužycy stworjony schow.

co buźi we mnjo tužycu,                                    ....

gaž wence ptaški šwice?                                   A weto - gaž słyńco smali a pari

                                                                              a gaž nocna kurjawa w samośe šari,

Mě wabi raja źěśetstwa                                     gaž tužycy moje myslenja nari,

a gluki spominanje,                                            se změrowaś njedajo maśerna pina,

kenž mucnem starcu pomaga,                           wěm wěsće, až pśisud ten gorki mě spina

jom posći spodobanje. (Kosyk1983: 53)        a wěžo śim wěcej stawnje a zas,

                                                                              ab tuder raz pśetrał žywjenja cas. (Kosyk1983: 51)

Der zweite Teil, Se poklěknu, ist innerhalb des ganzen Zyklus am umfangreichsten.  Er enthält die zahlreichen Gedichte, die Kosyk in dieser Phase zu religiösen Themen verfaßt hat.  Zentral sind darin die Erlösung und der Erlöser thematisiert.  Ein Teil der Gedichte bildet einen eigentlichen Jesus-Zyklus: Jezus, ta droga; Jezus, ta wěrnosć; Jezus, to žywjenje; Jezus, ten dobry pastyŕ; Jezus, swětło swěta (alle von 1926, Kosyk 1930: 84-92). Er wird weitergeführt durch eine Gruppe von Gedichten, die der Passionszeit gewidmet sind: Gethsemane; Golgatha; Dopołnjone jo (alle 1927, Kosyk 1930: 94-96); Kśica Jezusa (Kosyk 1930: 96-97); Slědne jatšy (1928, Kosyk 1930: 99).  Abgeschlossen und zusammengefaßt wird das Ganze durch das hexametrische Gedicht Jezus (1928), welches Kosyks Jesus-Bild weiter ausführt.

Jezus Kristus, syn Božy a wumožnik zgubjoneg swěta ... (1)

Won, togo swěta swětło jo zbuźił ten źeń togo strowja ... (9)

Jezus jo teke ten gojc we brachach śěła a duše ... (18)

Jezus jo teke ten prjatkaŕ, to zjawjenje Boga, to słowo ... (32)

Weto jo Jezus syn Božy a wumožnik zgubjoneg swěta, (64) (Kosyk1930: 81-84)

Mit diesem Gedicht schlägt Kosyk formal und inhaltlich gleichsam den Bogen zu seiner frühen religiösen Dichtung (Helestupjenje Jezusa Kristusa; Ten kśicowany; Źo jo Bog?), die ebenfalls in klassischen Versmaßen den Erlöser und die Passionszeit thematisierte.

Viele Texte dieser Abteilung sind Schriftauslegungen, die in ihrem Aufbau stark an Predigten erinnern; häufig ist auch die entsprechende Bibelstelle angegeben.  Es drängt sich der Eindruck auf, Kosyk habe sich hier in hohem Alter seinen Wunsch erfüllt, seinem Volk als Geistlicher zu dienen und ihm in dieser Form zu predigen.  Diese Gattung (Predigt in Gedichtform) kommt bei Kosyk erst in der letzten Phase vor und stellt in seinem religiösen dichterischen Schaffen eine bedeutsame Weiterentwicklung dar.  In diesem Zusammenhang sind wohl auch andere Texte zu sehen, die gottesdienstliche Funktion haben können (z.B. Pokutna modlitwa 1927, Kosyk 1930: 80-81).

Der dritte Teil, Se domoj pśecej požedam, versammelt die Texte, die sich mit der verlorenen Heimat beschäftigen.  Wie erwähnt, werden hier Traditionslinien früherer Zyklen weitergeführt.  Neu an den Texten dieser Zeit (oder jedenfalls stärker ausgeprägt) ist die Gewißheit des endgültigen Verlusts der Heimat und vor allem die Hinwendung zur zukünftigen Heimat nach dem Tod.  Diese Entwicklung ist im Gedicht Zasejwiźenje w domiznje (1928) in der unterschiedlichen Formulierung der Schlußzeilen jeder Strophe deutlich zum Ausdruck gebracht:

Lěc budu ja na zemi raz     Ja žednje wěc njebudu zas   Ja budu te starjejše zas      Gaž wiźim te starjejše zas

Te starjejše wiźeś zas?      Te starjejše wiźeś raz.           Tam na njebju wiźeś raz!    We njebjaskej kšasy raz.

                                                                                                                                                (Kosyk1930: 120-121)

Eine ähnliche Entwicklung läßt sich auch in voneinander unabhängigen Texten aus den einzelnen Zeitabschnitten verfolgen:

Zymje na brjogach Michigan-morja

Bog, moj Bog, daj wiźeś jano                            Łoźicka, raz donjasoš mě

Hyšći raz mě domiznu,                                       K domiznje tam podzajtša.

Tam mě śěgnjo wšuderkano,                            Naźeja, ty mocujoš mě,

Wšudy na nju spomnjeju.                              Gaž se styska wutšoba. 1884 (Kosyk1930: 21-22)

Popajźony spěwarik

Ptašack pak se tužašo,                                       Ja som ak to ptašacko

Głowka jomu wisašo;                                         W cuzej zemi daloko,

Błotka su jom' wezeli,                                         O ja zgubich Łužycu,

Z towariškow wunjasli.                                      Mojog' njeba kšasotu. 1893 (Kosyk1893: 19)

Źěk za postrow z Błotow

Tog žywjenja lěta mě minu se,

pak lubosć k domiznje njewoteběra,

cu wšednje spominaś na tebje,

až lagnu se spat do slědnego měra. 1930 (Kosyk1983: 57)

Insgesamt zeigen sich in der letzten Periode von Kosyks dichterischem Schaffen deutlich Ansätze eines Strebens nach Synthese.  Die verschiedenen thematischen Bereiche rücken einander näher und werden zunehmend sub æternitatis specie gesehen.  Diese Betrachtungsweise ist im eigentlich religiösen Teil, Se poklěknu, von der Thematik her gegeben.  In den beiden anderen Teilen ist das aber eine neuere Entwicklung.